Vicat-Erweichungstemperatur

Für den Einsatz von technischen Formteilen aus Kunststoffen ist die Formbeständigkeit in der Wärme eine besonders wichtige Eigenschaft. Durch verschiedene Prüfverfahren werden Kennwerte ermittelt, die z. B. zur Herstellungskontrolle von Formmassen oder zur Beurteilung von ebenflächigen Formteilen herangezogen werden können. Die Vicat-Erweichungstemperatur VST (Vicat Softening Temperature) ist eine solche Kenngröße.

Durch die Bestimmung der Vicat-Erweichungstemperatur VST kann das Erweichungsverhalten von thermoplastischen Kunststoffen bei Erwärmung bestimmt werden. Die Bestimmung erfolgt nach DIN 53 460.

Die Vicat-Erweichungstemperatur ist die Temperatur, bei der ein bestimmter Eindringkörper unter einer bestimmten Kraft 1 mm tief senkrecht in den Probekörper eingedrungen ist. Entsprechend der aufzubringenden Kraft und der entsprechenden Temperatursteigerung werden zwei Verfahren unterschieden: A/50 bzw. A/120: Kraft = 9,81 N, Temperatursteigerung 50 K bzw. 120 K pro Stunde B/50 bzw. B/120: Kraft = 49,05 N, Temperatursteigerung 50 K bzw. 120 K pro Stunde

Die Prüfung erfolgt in einer geeigneten Temperierflüssigkeit mit einer zylindrischen Stahlnadel (Auflagefläche 1 mm²), die senkrecht auf die Probenkörperoberfläche (Dimension des Probenkörpers: 10 mm x 10 mm mit einer Dicke von 3,0 - 6,5 mm) aufgesetzt wird: Die Probe wird zunächst bei einer Temperatur temperiert, welche ca. 50 K bzw. 120 K tiefer liegt als die erwartete Vicat-Erweichungstemperatur. Danach werden die Gewichtsstücke entsprechend Verfahren A oder B auf den Probenkörper aufgebracht und die Temperatur der Temperierflüssigkeit gleichmäßig um 50 K bzw. 120 K pro Stunde erhöht. Die Temperatur, bei welcher der Stahlstift 1,0 ± 0,1 mm tief in den Probenkörper eingedrungen ist, entspricht der Vicat-Erweichungstemperatur VST.